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Homeoffice - ein Teil unserer Zukunft?

| Lennart Cimbal | Magazin
Die einen arbeiten von der Couch aus, die anderen am Küchentisch. Auch wenn der Rücken manchmal schmerzt, ist es nur ein kurzer Weg bis zum Ziel. Der Schreibtisch befindet sich im Schlaf- oder Wohnzimmer. Die Corona-Pandemie hat es möglich gemacht, ein Home-Office zu haben, etwas, das für viele schon lange ein Traum war. Was bedeutet das für uns, wenn die Grenze zwischen Arbeit und Vergnügen verschwimmt? Die Corona-Ära birgt einige wichtige Erkenntnisse, die für die Gestaltung der Zukunft der Arbeit genutzt werden könnten.

Statistik: Homeoffice gewinnt immer mehr Mitarbeiter

Unter normalen Umständen können Mitarbeiter freiwillig und tageweise ihrem Home-Office arbeiten werden. Viele Berichten hier z.B. von mehr Produktivität. Die Umstände, die wir seit März gesehen haben, sind jedoch nicht typisch. Viele Unternehmen nutzten den Lockdown von Covid 19, um mobiles Arbeiten zu ermöglichen.

Etwa ein Sechstel der deutschen Beschäftigten (rund 16 %) hatte vor Corona eine Telearbeitsplatzregelung (Hybrid). Andere Arbeitnehmer arbeiteten auch vor der Corona-Krise gelegentlich von zu Hause aus, auch ohne solche Vereinbarungen. Nils Backhaus, von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund, sagte, dass wir im April einen Anstieg der Heimarbeit gesehen haben. Backhaus sagt, dass die Zahlen schwanken. Internationale Daten gehen von 39 Prozent aus, während das deutsche Sozio-ökonomische Panel rund 35 Prozent angibt. Das ändert sich laut Backhaus mit der Verschärfung der Krise. Wir sehen, dass mehr Menschen wieder arbeiten wollen, wieder arbeiten dürfen oder müssen.

Eines, sagt Backhaus, habe sich geändert. "Früher hat die Mehrheit ein bis zwei Tage pro Woche von zu Hause aus gearbeitet, und es gab ein paar wenige, die fünf Tage pro Woche von zu Hause aus gearbeitet haben." Jetzt müssen alle Vollzeitmitarbeiter, die zu Hause arbeiten, fünf Tage in der Woche bei Corona arbeiten. Jutta Rump aus Ludwigshafen, die Leiterin des IBE (Institut für Beschäftigung und Employability), sagt, dass nicht nur Eltern und jüngere Arbeitnehmer von zu Hause aus arbeiten würden.

Eltern vor Schwierigkeiten beim Home Office

Die ersten Reaktionen auf diese Entwicklung waren gespalten. "Ich glaube, es gab eine solche Spaltung in der Nation: Es gab Leute, die froh waren, dass sie nicht zur Arbeit fahren mussten und einfach mit ihrem Laptop auf dem Balkon sitzen und die Sonne genießen konnten. Dann gab es aus meiner Sicht die anderen: Sie hatten Kinder", sagt Tabea Scheel, Arbeits- und Organisationspsychologin an der Europa-Universität Flensburg. Die Eltern fühlten sich in den ersten Wochen stark belastet.

Nach einer Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik in Sankt Augustin stieg die Zufriedenheit im Homeoffice mit der Neuorganisation des Schulbetriebs und dem Ausbau der Notfallbetreuung. Wolfgang Prinz, stellvertretender Leiter des Instituts, sagt, dass das zusammenhängen kann oder auch nicht.

Homeoffice kann für schlechte Kommunikation sorgen

Manager überlegen, ob sie das Büro wegen der hohen Raumkosten langfristig abschaffen sollen. Experten sind sich nicht einig, ob das eine gute Idee ist. Die Bedürfnisse der Arbeitnehmer sind einfach zu verschieden, um hier pauschale Aussagen treffen zu können. Der Ludwigshafener Personalmanagement-Experte Rump verweist auf ein 25 Jahre altes Beispiel eines Versicherungsunternehmens in Münster, bei dem die Hälfte der Mitarbeiter aus Kostengründen zur Telearbeit verdonnert wurde. Nach zweieinhalb Jahren, so Rump, sei die Kommunikation zusammengebrochen und der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern beeinträchtigt gewesen: "Die Loyalität, die Bindung an das Unternehmen und an die Kollegen war weggebrochen."

Die Kommunikationskanäle waren vor 25 Jahren weniger vielfältig. Dennoch zeigt die FIT-Umfrage, dass die Zahl der Kontakte in der Corona-Krise zurückgegangen ist. Während die über 2.000 Teilnehmer vorher im Schnitt mit zehn bis fünfzehn Kollegen Kontakt hatten, waren es im Homeoffice fünf bis neun Kontakte, erklärt Prinz.

Struktur und Austausch leiden im Homeoffice

Das ist der wichtigste Nachteil bei der Arbeit zu Hause. Das kann ein Kaffee sein, ein Gespräch im Flur oder ein gemeinsames Mittagessen. Die Umfrage ergab, dass rund 65 Prozent der Befragten die gemeinsame Kaffee- und Mittagspause ausfallen lassen. Nach den FIT-Zahlen vermissen 85 Prozent der Befragten den persönlichen Austausch und 66 Prozent den beruflichen.

Wenn diese Kanäle nicht vorhanden sind, können Prozesse im Unternehmen ins Stocken geraten, sagt der Flensburger Arbeitspsychologe Scheel. "Alles Wissen, das durch Fehler geteilt wird, wird nicht wieder geteilt." Das kann es sehr schwierig machen, Arbeiten zu erledigen. Weil sie etwas nicht begriffen haben, arbeiten die Leute vielleicht von zu Hause aus.

Im Homeoffice kann die Struktur der Arbeit leiden. Scheel sagt, dass es einfacher ist, bei der Arbeit eine Pause zu machen als im Büro. Scheel sagt, dass die Leute zu Hause erst dann eine Pause machen, wenn es zu spät ist. Ich habe keine Kollegen, die mit mir eine Pause machen wollen. Es kann sein, dass ich mir mein Mittagessen irgendwo in der Mitte selbst machen muss. Ich bin nicht verpflichtet, mich an Strukturen zu halten. Der BAuA-Experte Backhaus rät zur Selbstorganisation. "Da man nur sich selbst gegenüber verantwortlich ist, muss man sich einen realistischen Plan machen."

Arbeitsplätze sollten gesundheitsgerecht ausgestattet sein

Aufpassen muss man auch, wenn man lange am Küchentisch oder auf der Couch arbeitet. Das kann laut Backhaus gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Für richtige Arbeitsplätze gibt es bestimmte Anforderungen. Zum Beispiel darf der Monitor nicht mit der Tastatur verbunden sein. Das ist bei Laptops nicht möglich. Ziel sollte es laut Backhaus sein, die Arbeitsplätze ergonomisch sinnvoll zu gestalten.

Dazu gehören laut Backhaus Monitore, Docking-Stationen, aber auch ein höhenverstellbarer Stuhl mit hoher Rückenlehne und ein Schreibtisch. Wie ein Arbeitsplatz aussehen sollte, gibt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) vor. Diese Richtlinien müssen beachtet werden, um Verspannungen, Rückenschmerzen und Sehnenentzündungen zu vermeiden.

Tipp: Trennen Sie Arbeit und Zuhause mit Sorgfalt

Sie können auch von zu Hause aus arbeiten und sich so das Pendeln ersparen. Das mag für Pendler, die morgens und nachmittags im Stau stehen, eine gewisse Entlastung bedeuten. Allerdings bekommen Pendler, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit fahren, nicht genug Bewegung. Dies kann sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken.

Der psychologische Effekt besteht darin, dass sich der Abstand zwischen Freizeit und Arbeit verringert, wenn der Arbeitsweg nicht zurückgelegt wird. Scheel, ein Arbeitspsychologe, sagt: "Ich habe praktisch keine Abgrenzung", was extrem anstrengend sein kann. Das gilt vor allem, wenn man zu Hause kein separates Arbeitszimmer hat, das man nach Feierabend abschließen kann. Scheel schlägt eine Pause vom Home Office vor, um abzuschalten. "Gehen Sie eine halbe Stunde spazieren und schalten Sie dann Ihr Telefon aus. Wenn die Möglichkeit besteht, dass Arbeits-E-Mails auf Ihrem Handy auftauchen, gehen Sie spazieren."

Unternehmen möchten bei Homeoffice bleiben

Eine Umfrage des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung hat bestätigt, dass Home Office kein Übergangsstadium ist. Fast die Hälfte (42 %) der 500 befragten Unternehmen gab an, dass sie sich nach der Corona-Krise bereits dazu entschlossen haben, Mitarbeitern das Arbeiten aus der Ferne zu ermöglichen. Ein ähnlicher Anteil blieb unentschlossen, aber nur wenige Unternehmen würden gerne zu einem kleineren Home Office zurückkehren. Fast 90 % sagten, sie könnten mehr Home Office haben - ohne Nachteile.

Laut der Umfrage des Fraunhofer-Instituts kamen die Befragten aber umso besser damit zurecht, je weniger Stress die äußere Umgebung mit sich brachte. Im Juli lag die Zufriedenheit über alle Branchen hinweg bei rund 90 Prozent. Prinz vermutet, dass dies daran liegen könnte, dass sich die Mitarbeiter mit den neuen Tools, Prozessen und Kommunikationskanälen besser zurechtfinden. Das legt auch nahe, dass ein zu "normalen" Zeiten organisiertes und geregeltes Homeoffice mehr Akzeptanz findet.

Personalmanagement-Experte Rump glaubt, dass sich Mischformen des Home-Office-Modells durchsetzen werden, auch wenn es nicht populär sein mag. Rump betont: "Wir werden nicht in die alte Welt zurückkehren."